Systemisch U wie Unterschied

Systemische Begriffe kurz erklärt

Unterschied

Tu so, als ob das, was du tust, einen Unterschied macht. Das tut es.

Was macht eigentlich den Unterschied, der einen Unterschied macht?

Mit dieser Fragestellung hat sich auch der Anthropologe und Systemtheoretiker Gregory Bateson in seinem Buch  „Geist und Natur: eine notwendige Einheit“ auseinandergesetzt. Im englischen Original lautet das Zitat: :

Information is a difference that makes a difference. It takes two to know one.

Was Bateson damit meint ist, dass Bedeutung nicht im luftleeren Raum entsteht sondern immer dann, wenn etwas von etwas anderem unterschieden wird. Nur durch das Wahrnehmen eines Unterschieds bekommen wir Zugang zu Information, zu Erfahrung, zu Erkenntnis. 

 

Unterscheiden ist beobachten und bezeichnen

Im systemischen Denken gehen wir davon aus, dass Menschen ihre Wirklichkeit konstruieren – und dass sie entsprechend nur durch Beobachtung entsteht (vgl. Konstruktivismus). Dabei ist Beobachten immer auch ein Unterscheiden und Bezeichnen: Wir nehmen etwas wahr, indem wir es von etwas anderem abgrenzen und benennen.

Systeme definieren ihre Grenzen, indem sie fortlaufend Unterschiede in ihrer Umwelt feststellen. Was keine Relevanz hat – also keinen Unterschied macht – bleibt außen vor. So wie Infrarotlicht: Es existiert, aber weil unser Auge es nicht wahrnimmt, spielt es für unsere Wahrnehmung keine Rolle – es sei denn, es wird über ein Gerät sichtbar gemacht oder erzeugt Wärme auf der Haut.

Till Jansen bringt diesen Sachverhalt im Sinne von Batesons Zitat auf den Punkt:

Alle Unterschiede, die nicht vom System hervorgebracht werden, haben keinen Informationswert.

Unterschiedsbildung in der systemischen Praxis

In der systemischen Praxis bedeutet das: Alles, was wir sagen oder tun, ist geprägt von den Unterscheidungen, die wir – bewusst oder unbewusst – treffen. Systemische Therapie und Beratung setzt genau hier an: Sie machen Unterschiede sichtbar, rahmen sie neu und ermöglichen dadurch Veränderung.

Lassen Sie uns Ihren individuellen Prozess starten.

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Systemische Interventionen

Unterschiede gestalten – auch ich bin Teil des Systems

Systemisch zu arbeiten heißt, anzuerkennen: Auch Therapeut:innen sind Teil des Systems.
Auch meine Wahrnehmung ist eine Konstruktion. Ich unterscheide, worauf ich meine Aufmerksamkeit richte. Ich frage zum Beispiel:

  • „Wann war es anders?“ statt „Warum ist das so?“ – und schaffe damit einen neuen Bedeutungsraum.

  • „Was würde Ihre Tochter sagen?“ – und biete eine alternative Perspektive an.

  • „Wie geht es Ihnen jetzt gerade mit Ihrer Angst – im Vergleich zu letzter Woche?“ – und mache Veränderung spürbar.

Ich arbeite mit dem, was Klient:innen unterscheiden können, und lade sie ein, neue Unterscheidungen zu entdecken – also neue Wirklichkeiten zu denken.

Kybernetik zweiter Ordnung heißt in diesem Sinne: Ich beobachte nicht von außen sondern werde bin Teil des Beratungssystems, in dem Bedeutung erzeugt wird (vgl. auch Joining). 

Interventionen, die einen Unterschied machen

Wenn ich mit Klient:innen arbeite, geht es nicht nur darum, Dinge zu erklären (vgl. Psychoedukation), sondern vor allem darum, neue Erfahrungsräume zu eröffnen. Ich arbeite mit Unterschieden, weil sie Bewegung erzeugen – in der Wahrnehmung, im Fühlen, im Handeln.

Typische Interventionen, die ich dafür nutze sind:

  • Zirkuläres Fragen: z. B. „Was würde Ihr Partner dazu sagen?“ – um eine andere Perspektive zu eröffnen.

  • Reframing: eine neue Bedeutungsebene für eine bestehende Situation anbieten.

  • Skalierungsfragen: z. B. „Auf einer Skala von 0 bis 10 – wie sehr trifft das heute noch zu?“ – um Veränderung sichtbar zu machen.

  • Metaphern: komplexe Gefühle in Bildern ausdrücken („Wie fühlt sich das an – eher wie ein enger Schuh oder wie ein leerer Raum?“).

  • Genogrammarbeit: Unterschiede, Muster und Wiederholungen im Familiensystem erkennen.

  • Perspektivwechsel: bewusst die Sichtweise einer anderen Person einnehmen.

Ein Unterschied darf klein sein

Mein Anspruch als systemische Therapeutin ist es, für meine Klient:innen einen Unterschied zu machen, der einen Unterschied macht. Das muss nichts Großes oder Weltbewegendes sein. Manchmal reicht ein neuer Gedanke, ein anderer Blickwinkel, ein Satz, der hängen bleibt.

Denn Veränderung geschieht selten in einem großen Sprung – sie entsteht Schritt für Schritt.
Damit sie wirklich trägt, muss sie leistbar sein. Und das bedeutet: Wir tasten uns heran. Erkunden neue Möglichkeiten. Probieren aus, was sich stimmig anfühlt.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass sich etwas verändern darf – und neugierig sind, welcher Unterschied für Sie den Unterschied machen könnte, möchte ich Sie einladen jetzt den ersten kleinen Schritt zu machen. 

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