Systemisch J wie Joining
Systemische Begriffe kurz erklärt

Wie kann ich eine Beziehung herstellen, die dieser Person für ihr persönliches Wachstum nutzt?
Empathisch zu sein, bedeutet, die Welt durch die Augen der anderen zu sehen und nicht unsere Welt in ihren Augen.Carl Rogers
Joining bezeichnet in der systemischen Therapie den Prozess, bei dem die Therapeut:in eine respektvolle und empathische Beziehung zum Klient:innensystem aufbaut. Der Begriff geht auf Salvador Minuchin zurück, der betonte, dass Joining mehr ist als nur das „Mitgehen“ mit den Klient:innen. Es geht darum sich mit dem Klient:innensystem zu verbinden, um es „von innen heraus“ zu verstehen. Ziel ist es mit dem Klient:innensystem ein neues therapeutisches System zu schaffen aus dem heraus im sogenannten konsensuellen Planen, Veränderungen entstehen.
Dem Gesagten folgen
Wesentlich beim Joining ist, dass die Therapeut:in dem Gesagten folgt und nicht von vornherein eigene Gedanken und Fragen formuliert. Das bedeutet, dass die Therapeut:in aufmerksam auf das reagiert, was im Gespräch zwischen den Klient:innen geschieht, und nicht sofort mit eigenen Konzepten oder Theorien interveniert. Diese Haltung ermöglicht es, das „interpersonale Drama“ der Klient:innen in den Raum zu holen und als wertvolle Quelle für Veränderung zu nutzen. Das Besondere daran ist, dass die Therapeut:in sich nicht von vorgefertigten Modellen leiten lässt, sondern die Dynamik des Systems im Moment aufnimmt und in einen interaktionellen Kontext stellt. Dies fördert den direkten Kontakt zu den Klient:innen und ihren individuellen Erfahrungen.
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Beispiel
Disclaimer: Alle Beispiele sind frei erfunden und zum Zwecke der Begriffserläuterung konstruiert. Sie bilden weder die Wirklichkeit noch die Komplexität der menschlichen Psyche ab, da sie einseitig einen Begriff in den Fokus nehmen. Schaubilder wurden entweder eigens für die Fälle erstellt oder inhaltlich maßgeblich verfremdet.
Situation
Lisa und Paul sind ein Paar. Als Lisa sich in eine dritte Person verliebte, fühlte sich Paul bedroht. Paul schlug vor, eine Therapeut:in aufzusuchen und erhoffte sich Beistand. Lisa, in der Defensive, stand der Therapie skeptisch gegenüber. Sie wollte sich nicht rechtfertigen, sondern mit Paul an einer Lösung arbeiten, bei der ihre Bedürfnisse gehört und nicht verurteilt werden.
Durch Joining gehe ich auf die jeweiligen Perspektiven von Lisa und Paul ein, ohne Partei zu ergreifen. Ich höre aufmerksam zu, wenn Paul über seine Ängste spricht und wenn Lisa ihren Wunsch äußert, verstanden zu werden. Dabei nehme ich eine mitfühlende Haltung ein und sorge dafür, dass beide sich in ihrer eigenen Realität verstanden fühlen. Diese Empathie und Respekt schaffen einen Raum, in dem beide sich sicher fühlen, ihre Gedanken und Gefühle zu teilen.
Systemische Interventionen Joining
Anliegen verstehen
Zunächst ist es für mich wichtig, die Anliegen des romantischen Systems und der Personen, die es ausmacht (Lisa und Paul) zu verstehen. Während die beiden mir ihrer Geschichte erzählen, sorge ich dafür, dass Paul und Lisa ungefähr gleichviel Redeanteil haben und stelle Ihnen häufig die Frage, „wie geht es Dir mit dem was Du gerade gehört hast“. Dadurch vermittle ich einerseits Gleichwertigkeit und andererseits unterstützt meine Frage das Paar miteinander in Verbindung zu gehen und sich über das Gehörte auszutauschen.
Paul berichtet über seine Angst spricht Lisa zu verlieren. Lisas äußert den Wunsch, nicht verurteilt zu werden und will, dass Ihre Bedürfnisse gehört werden. Ich nehme verständnisvolle, nicht-wertende Haltung beiden Positionen gegenüber ein und wiederhole, was ich verstanden habe (Paraphrasieren).
Mithilfe von Joining eine Verbindung aufbauen
Indem ich die verschiedenen Perspektiven von Lisa und Paul höre und wertfrei stehen lasse, entsteht ein Raum für gegenseitiges Verständnis und Offenheit. Die mitfühlende Annäherung ermöglicht es beiden, sich auf den Prozess einzulassen, was die Bereitschaft erhöht, Lösungen zu entwickeln und an der Beziehung zu arbeiten.
Durch das Joining schaffe ich eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der das Paar die Möglichkeit hat, ihre Konflikte offen anzusprechen und neue Wege für ihre Beziehung zu finden.
In der systemischen Praxis wird Joining häufig zu Beginn des Prozesses eingesetzt, um den Klient:innen zu vermitteln, dass ihre Perspektiven gehört und respektiert werden. Durch Joining wird ein Rahmen geschaffen, der es ermöglicht, die Anliegen der Klient:innen zu verstehen, ohne sie sofort zu bewerten oder zu kritisieren. Dies fördert eine Atmosphäre, die Veränderungen erleichtert.