Systemisch W wie Wachstumsorientiert
Systemische Begriffe kurz erklärt

Wir dürfen uns nicht durch die begrenzten Vorstellungen anderer Leute definieren lassen.
Virginia Satir
Die wachstumsorientierte Perspektive in der Systemik, insbesondere im Sinne von Virginia Satir, betont das Potenzial für positive Veränderungen und Wachstum innerhalb von Familien und Systemen. Satirs Ansatz zielt darauf ab, die Kommunikation und Beziehungen innerhalb eines Systems zu verbessern, um ein Umfeld zu schaffen, in dem Individuen ihr volles Potenzial entfalten können.
Wesentlich hierfür ist eine sogenannte kongruente Kommunikation: das stimmige Zusammenspiel von innerem Erleben und äußerem Ausdruck. Wenn Gefühle, Gedanken und Worte übereinstimmen, wird Veränderung möglich.
Ich glaube, das größte Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist, gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden.
Virginia Satir
Kongruente Kommunikation schafft also genau diesen Raum: einen echten Kontakt von Mensch zu Mensch.
Inkongruente Kommunikationsformen wie Anklagen, Beschwichtigen, Rationalisieren oder Ablenken entstehen dagegen oft aus dem Versuch heraus, unangenehme Emotionen zu schützen oder Spannungen zu vermeiden. Doch sie führen auch dazu, dass echtes Wachstum blockiert wird, weil das, was im Inneren erlebt wird, nicht wirklich zur Sprache kommt.
Die wachstumsorientierte Perspektive ermutigt dazu, authentisch und reflektiert mit sich selbst und anderen in Kontakt zu treten.
Sie vertraut darauf, dass Menschen die Fähigkeit zur Entwicklung in sich tragen – und dass echte Veränderung dort beginnt, wo innere Klarheit und äußere Kommunikation zusammenfinden.
Oder, um es anders zu sagen: Wachstum heißt nicht, perfekt zu sein – sondern ehrlich genug, um den nächsten kleinen Schritt zu gehen.
Lassen Sie uns Ihren individuellen Prozess starten.
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Wachstumsorientierte Perspektive in der Praxis
Wachstum entsteht dort, wo wir bereit sind, uns selbst ehrlich zu begegnen – mit all unseren Gefühlen, Bedürfnissen und Grenzen.
In meiner Praxis nutze ich verschiedene Interventionen, um Wachstum im Sinne von mehr Authentizität, innerer Klarheit und Gestaltungsspielraum zu ermöglichen. Dabei geht es nicht darum, Menschen zu verändern – sondern ihnen Wege zu eröffnen, wie sie ehrlicher, freier und kongruenter mit sich selbst und ihrer Umwelt umgehen können.
Ein kleiner Einblick, wie das aussehen kann:
Kongruente Kommunikation stärken
Wenn Klient:innen das Gefühl haben, dass „etwas nicht stimmt“, dieses „etwas“ aber nicht genau greifen und in Worte fassen können, unterstütze ich dabei, langsamer zu werden, aufmerksam in sich hinein zu spüren, feine innere Signale wahrzunehmen und nicht automatisch über sie hinweg zu gehen sondern sie stattdessen ernst zu nehmen und sie schrittweise auszudrücken. Statt z.B. zu sagen „Ist schon okay“, obwohl es innerlich brodelt, entsteht langsam Mut, eigene Gefühle offen und stimmig mitzuteilen.
Reframing – Der Kontext macht den Unterschied
Die Bedeutung eines Ereignisses, einer Aussage oder eines Verhaltens hängt vom Rahmen (Frame) ab, in den wir es setzen. Reframing bedeutet, diesem eine neue, hilfreichere Bedeutung zu geben, indem es in einen anderen Kontext gestellt wird.
Diese systemische Technik hilft, starre, problemzentrierte Sichtweisen und Glaubenssätze zu hinterfragen und umzudeuten. Anstatt eine Eigenschaft oder ein Verhalten als Defizit zu betrachten, wird es bewusst umgedeutet: Die bisherige Sichtweise bleibt bestehen, wird aber um eine alternative Bedeutung ergänzt, die Ressourcen und Potenziale sichtbar macht.
Familienmuster erkennen – Triangulation und Parentifizierung
Manchmal arbeiten sich Menschen Jahrelang an Loyalitäten oder Aufgaben ab, die ursprünglich gar nicht zu ihnen gehörten. Durch die Arbeit mit Triangulation oder Parentifizierung wird sichtbar: Wer hält wessen Spannung? Wer vermittelt zwischen Konfliktparteien? Wer übernimmt zu wessen Verantwortung?
Das Verstehen dieser Dynamiken ermöglicht, Altes loszulassen und eigene Wege zu gehen.
Familienskulptur – Beziehungsmuster sichtbar machen
Mit Aufstellungen (im Raum oder als Symbolarbeit) lassen sich unbewusste Beziehungsmuster darstellen. Plötzlich wird greifbar, wie nah oder fern man innerlich zueinander steht – und wie sich durch kleine Verschiebungen neue Erlebensräume öffnen.
Anteilearbeit – innere Konflikte verstehen
Oft kämpfen verschiedene innere Stimmen miteinander: Der Anteil, der es immer allen recht machen will, gegen den Anteil, der endlich Nein sagen möchte. Durch behutsame Anteilearbeit bekommen diese inneren Bewegungen Raum – und damit die Möglichkeit, sich zu integrieren statt gegeneinander zu arbeiten.
Gewaltfreie Kommunikation (GfK) – Bedürfnisse ausdrücken
Mit der GfK unterstütze ich Klient:innen, eigene Bedürfnisse klar und gleichzeitig wertschätzend zu kommunizieren. Weg vom Angriff oder Rückzug – hin zu echtem Dialog.
Marshall B. Rosenberg, der Begründer der GFK, formulierte es so:
Was andere sagen oder tun, ist niemals die Ursache für unsere Gefühle.
Marshall B. Rosenberg
Es geht darum, bei sich zu bleiben, eigene Bedürfnisse zu erkennen und wertschätzend zu kommunizieren – statt in alte Schuld- oder Vorwurfsmuster zu fallen.
Wachstumsorientiertes Arbeiten bedeutet für mich: Die innere Beweglichkeit zu fördern. Nicht, indem wir noch härter an uns arbeiten und versuchen perfekt zu werden, sondern indem wir uns annehmen mit allem was uns ausmacht und auf dieser Basis neue, stimmigere Wege finden, mit uns selbst und anderen umzugehen.