Systemisch L wie Lösungstrance

Systemische Begriffe kurz erklärt

Lösungstrance

Unmöglich ist auch nur eine Meinung

Die Lösungstrance ist ein Konzept aus der hypnosystemischen Therapie, das einen speziellen Bewusstseinszustand beschreibt, in dem fixierte Problemwahrnehmungen in den Hintergrund treten und der Zugang zu Ressourcen, Möglichkeiten und Lösungswegen erleichtert wird. In diesem Zustand wird die Aufmerksamkeit von den Problemen weg und hin zu bereits vorhandenen Kompetenzen und alternativen Handlungsoptionen gelenkt.

Von der Problemtrance zur Lösungstrance

Der Begründer der hypnosystemischen Therapie, Dr. Gunther Schmidt, entwickelte dieses Konzept durch die Integration der systemischen Therapie mit den hypnotherapeutischen Ansätzen von Milton H. Erickson. Schmidt betont, dass Probleme oft durch eine autohypnotische Einengung der Wahrnehmung entstehen, bei der der Fokus ausschließlich auf das Problem gerichtet ist. Diese Fixierung bezeichnet er als „Problemtrance“. Die Lösungstrance hingegen ermöglicht es, diese Einengung zu lösen und den Blick für neue Perspektiven zu öffnen. Schmidt beschreibt dies folgendermaßen: 

Probleme werden demnach autohypnotisch im Zuge einer Einengung der Wahrnehmung von Gestaltungsspielräumen erzeugt (Problemtrance). Der Therapeut unterstützt den Klienten beim Entwickeln einer Lösungstrance durch Fokussierung auf eigene Ressourcen.

Milton H. Erickson, ein Pionier der modernen Hypnotherapie, legte großen Wert darauf, die individuellen Ressourcen und Fähigkeiten seiner Klienten zu nutzen. Erickson glaubte, dass jeder Mensch die notwendigen Ressourcen für Veränderungen bereits in sich trägt und dass es Aufgabe des Therapeuten ist, diese zu aktivieren. Seine Ansätze betonten die Bedeutung von Trancezuständen, in denen das Unbewusste Zugang zu Lösungen und neuen Verhaltensweisen findet.

In meiner systemischen Praxis ist die Lösungstrance ein ständiger Begleiter. Mithilfe von Ressourcenorientierung, Lösungsfokussierung, Unterschiedsfragen und weiteren Methoden lenke ich die Aufmerksamkeit meiner Klient:innen immer wieder auf bereits erfahrenes Lösungserleben. Ich bin überzeugt: Die Lösung ist bereits in meinen Klient:innen vorhanden – und aus guten Gründen bisher nicht zugänglich.

Lassen Sie uns Ihren individuellen Prozess starten.

Nutzen Sie mein Angebot für ein kostenfreies 15-minütiges Erstgespräch.

Beispiel

Disclaimer: Alle Beispiele sind frei erfunden und zum Zwecke der Begriffserläuterung konstruiert. Sie bilden weder die Wirklichkeit noch die Komplexität der menschlichen Psyche ab, da sie einseitig einen Begriff in den Fokus nehmen. Schaubilder wurden entweder eigens für die Fälle erstellt oder inhaltlich maßgeblich verfremdet. 

Situation

Herr K., 38 Jahre alt, ist ein erfahrener Projektmanager in einem internationalen Unternehmen. Er kennt sich aus, er bringt Leistung – doch sobald er eine Präsentation vor großem Publikum halten soll, macht sein Körper dicht. Zittrige Hände, feuchte Stirn, Herzrasen. Die Angst davor, sich zu blamieren, nimmt ihm die Souveränität, die er sonst im Job hat. Und genau das nervt ihn am meisten: „Ich kann Projekte in Millionenhöhe steuern, aber wenn ich eine Folie vor hundert Leuten vorstellen soll, fühlt es sich an, als hätte ich keine Kontrolle mehr über mich.“

Systemische Interventionen

Von der Problem- zur Lösungstrance

Wir sprechen darüber, wie Angst entsteht – und wie sein Gehirn in diesen Situationen eine Problemtrance erzeugt: Der Fokus liegt ausschließlich auf möglichen Fehlern und Katastrophenszenarien. Ich lade Herrn K. ein, es einmal anders zu machen: Statt sich vorzustellen, was alles schiefgehen kann, richten wir die Aufmerksamkeit auf Situationen, in denen er sich souverän gefühlt hat.

Ressourcen aktivieren

Er denkt nach. Nach einer kurzen Pause erinnert er sich an ein Strategie-Meeting, in dem er mit klarer Argumentation einen wichtigen Deal für sein Unternehmen gesichert hat. Während er davon erzählt, bemerke ich, wie sich seine Körperspannung verändert. Seine Stimme wird ruhiger, seine Schultern entspannen sich. Ich lade ihn ein, bewusst wahrzunehmen, wie er dort gesessen hat, wie er geatmet hat, wie er sich bewegt hat.

Verankerung der Lösung für den Alltag

In diesem Moment geschieht etwas Entscheidendes: Herr K. merkt, dass die souveräne Version von ihm nicht „weg“ ist – sie ist da, nur nicht in Präsentationen. Also üben wir, diesen Zustand bewusst zu aktivieren: „Wie kannst du diese Haltung abrufen, wenn du vor einem Publikum stehst?“ Er probiert es aus – in Gedanken, später mit kleinen Übungen.


Herr K. nimmt sich vor, sich künftig vor Präsentationen bewusst in diesen Zustand zu versetzen. Statt sich auf das Worst-Case-Szenario zu konzentrieren, erinnert er sich an seine Ressourcen. Wir besprechen kleine Schritte, mit denen er sich langsam an größere Präsentationen herantasten kann.

Was nimmt Herr K. mit?

Die Kompetenz war immer da – die Angst hat nur den Zugang versperrt. Durch die Lösungstrance hat Herr K. erfahren, sich auf seine Stärken statt auf seine Angst zu fokussieren. Sein Körper lernt, dass Präsentationen nicht automatisch eine Gefahr bedeuten – und je öfter er das übt, desto weniger braucht es bewusstes Eingreifen. Die Souveränität wird zum neuen Normal.

Jede:r bringt eine ganz eigene Geschichte mit – und kein Weg gleicht dem anderen. In der systemischen Arbeit geht es nicht darum, schnelle Lösungen zu liefern, sondern Räume zu schaffen, in denen sich neue Möglichkeiten zeigen können. Die Lösungstrance ist dabei eine von vielen Methoden, um den Blick auf das zu lenken, was bereits da ist, aber bisher vielleicht nicht greifbar war. Wenn Sie sich in diesem Thema wiederfinden und neugierig sind, welche Zugänge für Sie hilfreich sein könnten, lassen Sie uns ins Gespräch kommen.

Lassen Sie uns Ihren individuellen Prozess starten.

Nutzen Sie das Angebot für ein kostenfreies 15-minütiges Erstgespräch.

Termin
online buchen
Doctolib