Wie bekomme ich Job und Familie unter einen Hut?

Vereinbarkeit in einer Leistungsgesellschaft mit flexiblen Rollenbildern und dem Konzept Kleinfamilie.

Vereinbarkeit Familie und Beruf


Es gibt nur einen richtigen Weg:
Deinen eigenen.

Lassen Sie mich eins vorwegnehmen: Der Tag hat 24 Stunden und da ist die Nacht schon inbegriffen. Das gilt für alle gleichermaßen, egal wie schlau, fleißig, effizient, pragmatisch, talentiert, organisiert und kompetent jemand ist. 24 Stunden sind 24 Stunden und wenn sie rum sind, ist der Tag vorbei.

Ist diese Rahmenbedingung akzeptiert, ist ein erster wichtiger Schritt gemacht. Denn das Problem liegt nicht unbedingt in der Frage ob Beruf und Familie gleichzeitig gelebt werden können, sondern es geht viel mehr darum, mit welchem Anspruch und mit welcher Organisation die Themen Vereinbarkeit und Work-Life-Balance angegangen werden.

Dann ist ja alles ganz einfach, oder? Mit dem richtigen Maß und gutem Zeitmanagement ist dass alles kein Problem!

Falsch! Denn wir leben in einer modernen Welt bestehend aus Kleinfamilien mit flexiblen Rollenbildern und einer ausgeprägten Leistungsorientierung.

Wie sich diese drei Faktoren darauf auswirken, wie Sie sich als Eltern fühlen und inwiefern sie ein permanentes schlechtes Gewissen, Überforderung, Unruhezustände, Versagensängste, Minderwertigkeitsgefühle und sogar Burnout auslösen können, darüber schreibe ich in diesem Artikel und verfolge damit zwei Ziele:

1) mit meinen Worten benennen, was zwar kein Geheimnis ist, aber nicht oft genug gesagt werden kann

2) aufzeigen, was aus meiner Sicht als Mutter und Expertin für psychologische Beratung und Coaching, Lösungen in der Vereinbarkeitsfrage sein können.

Rollenmodelle: Was macht eine Mutter? Was ein Vater?

Zunächst einmal stellt sich die Frage: Was macht eine Mutter? Was ein Vater?

Noch zwei bis drei Generationen früher, war diese Frage in der Regel schnell beantwortet: eine Mutter sorgt für die Erfüllung der grundlegenden Bedürfnisse ihrer Kinder, wie Zuwendung und Nahrung und bietet ihnen ein schönes und ordentliches Zuhause; der Vater bringt ausreichend Geld nach Hause und sorgt für Schutz und Sicherheit.

Heute wird der eine oder die andere bei dieser Beschreibung der klassischen Rollenmodelle vermutlich die Augen verdrehen und sich nicht unbedingt eins zu eins darin wiederfinden. Die Gesellschaft hat glücklicherweise offenere und flexiblere Definitionen entwickelt, auf die ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen möchte, um den Fokus dieses Blogartikels nicht zu verlieren. Halten wir nur einmal so viel fest: Es gibt sehr viel mehr Vielfalt.

So sehr ich die Vielfalt, die sich aus einer offeneren und freieren Definition von Rollen ergibt begrüße, sie hat für den bzw. die Einzelne auch einen entscheidenden Nachteil: Wer die Wahl hat, hat die Qual und das kann sehr viel Stress im System erzeugen:

  • Gewohnheiten und Regeln machen das Leben einfacher. Je mehr komplexe Entscheidungen wir treffen müssen, desto eher fühlen wir uns überfordert.
  • Wenn beide Elternteile sowohl einem Beruf ausüben als auch für die Kinder und den Haushalt sorgen (Care-Arbeit leisten), müssen die Zeiten, die der jeweiligen Rolle zur Verfügung gestellt werden, mit mehreren Parteien (Arbeitgeber:innen, Partner:innen, im Idealfall Großeltern ect.) verhandelt und koordiniert werden. Und das immer wieder auf’s Neue.
  • Die Grundlage für diese Verhandlungen ist eine eigene innere Klarheit darüber, wieviel Zeit jede:r Einzelne in die jeweilige Rolle investieren möchte.

 

Und genau bei dieser Frage zerrt die Leistungsgesellschaft Eltern von einem Extrem zum anderen.

Leistungsgesellschaft: subtile Erwartungen an moderne Eltern

Dass im Beruf Leistung erwartet wird, liegt in einem marktwirtschaftlich organisierten System in der Natur der Sache. Interessant ist, dass sich der Leistungsanspruch in unserer Gesellschaft mehr und mehr auszuweiten scheint. So sollen auch Eltern immer kompetentere Eltern sein, Partner immer bessere Partner und wer dabei als Individuum die Balance zwischen Phasen der An- und Entspannung verliert, hat seine Work-Life-Balance nicht im Griff.

Grundsätzlich gilt: Beide Eltern sollten Karriere machen. Beide Eltern sollen aber auch Zeit mit Ihren Kindern verbringen (wollen!), sie nicht ständig abschieben, sie bedürfnisorientiert begleiten und dabei auch noch ausreichend Zeit für sich selbst und die Paarbeziehung haben. Denn, wie jedes Kind weiß: Wenn es den Eltern nicht gut geht, geht es dem Kind auch nicht gut.

Wichtig bei all dem ist auch, dass Eltern stets gut aussehen und zu jedem Zeitpunkt geduldig und freundlich bleiben, sich in der Kita, der Schule und im Sportverein engagieren und sich nebenher beruflich weiterbilden. Denn Stillstand ist Rückschritt und wer beruflich Schritt halten möchte, kann sich nicht einfach auf einer abgeschlossenen Berufsausbildung ausruhen.

Gleichzeitig ist es auch wichtig für Ausgleich zu sorgen: eine Meditation am Morgen, ein Buch am Abend, Sport mindestens am Wochenende und natürlich ist auf eine gesunde Ernährung zu achten. Selber kochen gehört da schon dazu und der Einkauf von lokalen Produkten auf dem Wochenmarkt ist ein Muss…

Ich könnte hier ewig so weiter schreiben, aber vermutlich ist inzwischen klar, was ich meine, wenn ich behaupte: der Anspruch nach schneller, höher, weiter bezieht sich heutzutage nicht nur auf die Börse, sondern auf alle Lebensbereiche.

Manch eine:r mag nun sagen: „das war früher auch schon so“ aber dann gab es immerhin einen entscheidenden Vorteil: die Menschen haben weniger davon mitbekommen, was andere in den verschiedenen Lebensbereichen leisten. Spätestens in dem Moment in dem Sie auch nur ein einziges soziales Netzwerk öffnen, werden Sie feststellen, dass die Welt voller schöner, intelligenter, leistungsstarker, glücklicher Menschen ist, die das Leben immer perfekt zu meistern scheinen. Toll! 

Die Kleinfamilie

Als dritten und letzten Einflussfaktor auf die moderne Elternschaft, möchte ich das Thema der Kleinfamilie -bestehend aus Eltern und Kindern- beleuchten. Genau, wie bei der Rollenvielfalt, hat natürlich auch die Kleinfamilie viele Vorteile. Vermutlich wäre sie nicht die häufigste Familienform, die heute gelebt wird. Die Privatsphäre des Individuums und die persönlichen Rückzugsmöglichkeiten sind deutlich höher und theoretisch gibt es weniger Konflikte, da es weniger Meinungen gibt, die berücksichtigt werden müssen.

Die Kehrseite der Medaille drück das afrikanische Sprichwort „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“ sehr treffend aus. Mit anderen Worten:

  • In einer Kleinfamilie tragen Eltern die Hauptverantwortung für die Betreuung und Erziehung ihrer Kinder. Dies kann eine große Belastung für Eltern sein, insbesondere wenn sie berufstätig sind.   
  • Im Gegensatz zu erweiterten Familien, in denen Großeltern, Onkel und Tanten helfen können, haben Eltern in einer Kleinfamilie oft weniger soziale Unterstützung. Dies kann zu Isolation und Überlastung führen.
  • Eine Kleinfamilie kann für Eltern eine höhere finanzielle Belastung bedeuten, da sie für alle Bedürfnisse ihrer Kinder aufkommen müssen. Eltern müssen möglicherweise mehr arbeiten oder Einschränkungen bei ihren eigenen Bedürfnissen akzeptieren, um für ihre Familie zu sorgen.
 

All dies gilt umso mehr für Alleinerziehende, die ohne Unterstützung aus dem erweiterten Familienkreis vor einer fast unlösbaren Aufgabe stehen. Wo in gelebten Großfamilien Onkels und Tanten als vielfältige Ansprechpartner sowohl für Kinder als auch für  deren Eltern als Gesprächspartner auf Augenhöhe für Lastverteilung sorgten, wo Großeltern selbstverständlich als Betreuungspersonen zur Verfügung standen und wo mit Cousins und Cousinen immer ein:e Spielgefährt:in in der Nähe war, herrscht heute Isolation, ein ständiger Kampf um Betreuung und Mangel an Gleichgesinnung für Eltern und Kinder. 

Trotzdem oder gerade dann ist es wichtig einen Weg zu finden Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. 

Wie also kann Vereinbarkeit funktionieren?

In diesem Spannungsfeld aus Kleinfamilie, Rollenflexibilität und Leistungsorientierung ist es nicht verwunderlich, dass es auf die Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie keine einfache Antwort gibt. Folgende Tipps möchte ich Ihnen dennoch mit auf den Weg geben:

  1. Prioritäten setzen: Setzen Sie Prioritäten und entscheiden Sie, was Ihnen wirklich wichtig ist. Überlegen Sie, welche Ziele Sie im Beruf und im Privatleben erreichen möchten und welche Kompromisse Sie eingehen können. Es ist wichtig, dass Sie sich bewusst machen, was Sie wirklich wollen und welche Werte für Sie im Leben zählen.
  2. Delegieren: Es ist wichtig zu erkennen, dass man nicht alles alleine schaffen kann. Delegieren Sie Aufgaben im Beruf und im Haushalt und bitten Sie um Unterstützung von Familie und Freunden. Seien Sie auch bereit, Hilfe anzunehmen und um Verständnis zu bitten, wenn es mal eng wird.
  3. Flexibilität: Flexibilität ist eine wichtige Eigenschaft, um Beruf und Familie erfolgreich zu vereinbaren. Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber über flexible Arbeitszeiten und Arbeitsmodelle wie Teilzeit oder Homeoffice. Nutzen Sie auch die Möglichkeiten, die moderne Technologie bietet, wie zum Beispiel Videokonferenzen oder mobiles Arbeiten.
  4. Klare Kommunikation: Eine klare Kommunikation ist wichtig, um Missverständnisse zu vermeiden. Sprechen Sie offen und ehrlich mit Ihrem Partner, Ihrer Familie und Ihrem Arbeitgeber über Ihre Bedürfnisse und Wünsche. Nur so können Sie gemeinsam Lösungen finden und eine gute Balance zwischen Beruf und Familie erreichen.
  5. Akzeptanz: Akzeptieren Sie, dass es manchmal schwierig sein kann, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Es ist nicht immer alles perfekt und manchmal müssen Kompromisse eingegangen werden. Akzeptieren Sie auch Ihre eigenen Grenzen und seien Sie nicht zu hart zu sich selbst.

All diese Punkte sind leichter gesagt als getan. Denn:

  • um Prioritäten setzen und klar kommunizieren zu können, ist es wichtig erstmal selbst zu wissen, was einem wichtig ist,
  • um delegieren zu können braucht es jemanden an den delegiert werden kann,
  • flexible Arbeitsmodelle und Unterstützung einzufordern bedeutet nicht, dass Arbeitgeber, Familie und Freunde sie auch gewähren und
  • last but not least, ist gerade das Loslassen des eigenen Anspruches oft ein harter, steiniger Weg, weil der Leistungsgedanke fest in der eigenen Persönlichkeit verankert und nicht selten auch mit tiefen emotionalen Bedürfnissen nach Anerkennung und Liebe verknüpft ist.

 

Wenn Sie bis hierher gelesen und innerlich genickt haben, Ihnen nun aber trotzdem nicht klar ist, wie Sie es angehen sollen, unterstütze ich Sie gerne. Auch wenn wir vieles kognitiv verstehen, ist es ganz normal, dass wir bei der Umsetzung Anstöße von außen und einen geschützten Rahmen brauchen um gewohnte Verhaltensmuster zu durchbrechen und neue Wege zu etablieren.

Wenn Sie sich bei einem der folgenden Punkte wiederfinden, fehlen Ihnen möglicherweise die innere Klarheit oder die notwendigen Strategien, wie eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Ihrem speziellen Fall aussehen könnte

  • es fällt Ihnen schwer Prioritäten und Grenzen zu setzen 
  • Sie sind sich unsicher, wieviel Unterstützung Sie von Ihrem Arbeitgeber, Partner, Familien oder Freunden einfordern können 
  • Sie haben ständig ein schlechtes Gewissen gegenüber Ihren Kindern oder auch anderen Menschen 
  • Sie leiden unter der ewigen Zerreißprobe, den Streitereien und dem Gefühl niemandem so richtig gerecht zu werden und wollen am liebsten alles Hinschmeißen

 

Dann schenken Sie sich die Möglichkeit und lassen sich von mir unterstützen Ihren Weg zu finden denn: 

„Es gibt nur einen richtigen Weg: den eigenen!“

Herzliche Grüße Ihre

Lilly Maus 

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